Ein Prachtboulevard

Die Karl-Marx-Allee in Berlin ist ein sozialistischer Boulevard, der von der DDR in den 1950er bis 1960er Jahren erbaut wurde. Im Rahmen eines Renovierungsprojekts zur Sanierung der Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg bestand die ursprüngliche Vision aus fünfstöckigen Gebäuden mit vielen Grünflächen dazwischen. Ein Jahr und zwei fertiggestellte Wohngebäude später änderte sich diese Vision dramatisch, mit einem neuen Plan zur Errichtung von achtstöckigen, luxuriös und geräumig gestalteten Gebäuden im Zuckerbäckerstil – der in der Sowjetunion sehr beliebt ist – mit reichhaltigen ornamentalen Verzierungen. Um die beiden bereits fertiggestellten Gebäude zu verstecken, wurden einfach schnell wachsende Pappeln davor gepflanzt.

Stalinallee

Noch vor Baubeginn beschloss die DDR, diesen luxuriösen Teil der Stadt Stalin, dem großen Führer des Bruderstaates, zu widmen. Aber nachdem der verstorbene sowjetische Führer in Ungnade gefallen war und im ganzen Ostblock eine „Entstalinisierung“ stattfand, wurde der Boulevard in Berlin in Karl-Marx-Allee umbenannt und das berühmte 5 Meter hohe Bronzestandbild zum Gedenken an Stalin entfernt.

Einkaufen

Nach seiner Fertigstellung wurde der Boulevard, der vom Alexanderplatz bis zum Frankfurter Tor verläuft, bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen für Freizeitaktivitäten beliebt. Jeder in der DDR wollte über die Straße bummeln und dort einkaufen. Während der Zeit der Berliner Mauer kamen die Bewohner hierher, um Konsumgüter zu finden, die sonst nirgendwo zu haben waren – so wurde der Boulevard zu einem Einkaufsparadies. In den vielen Cafés und Restaurants konnte man sich entspannen oder im Kosmos-Kino einen Film sehen.


Weitere interessante Fakten über die Karl-Marx-Allee in Berlin

  • 1953 wurde die Stalinallee zum Mittelpunkt eines Aufstands, als die Bauarbeiter gegen die kommunistische Regierung demonstrierten. Der Aufstand wurde mit sowjetischen Panzern und Truppen niedergeschlagen, mindestens 125 Menschen verloren ihr Leben.
  • Die meisten Geschäfte akzeptierten keine Zahlung für gekaufte Artikel, ohne den Nachweis, dass die Westdeutsche Mark im Verhältnis 1:1 gegen Ostdeutsche Mark eingetauscht wurde.